Die Depression greift seit einigen Tagen nach mir, gefühlte Tendenz Richtung schlechter statt besser werdend. Ich spüre ihre Präsenz in den Momenten, in denen ich mich leer und gefühllos fühle. Dann, wenn der Abwasch oder andere alltägliche Kleinigkeiten mir wie eine große Herausforderung erscheinen, wenn ich abends im Bett liege und Probleme mit dem Einschlafen habe und immer dann, wenn sie versucht, mir Gedanken an die vermeintliche Sinnlosigkeit von allem einzuflüstern.
Ob es am Stress der letzten Wochen liegt, eine Folge der vermehrten Zwangsgedanken und Angstsymptome ist, mit denen ich das Vergnügen hatte, oder am tristen Wetter (meine letzten beiden schweren depressiven Episoden begannen beide im Oktober – November)?
Ich weiss es nicht und es spielt wohl auch keine Rolle. Rezidivierende Depressionen kommen eben gerne wieder, sagt uns ja schon der Name, ne 😒 Läuft bei meinen depressiven Verwandten leider größtenteils ähnlich, so wie ich das mitbekomme.
Wie das noch mal mit der Achtsamkeit? Annehmen, was ist.
Also gut, dann nehme ich diese depressive Verstimmung, das vorübergehende Tief, wenn es sein muss auch eine weitere depressive Episode, eben an.
Ich hatte einige wunderbare symptomfreie bzw. -arme Wochen nach der Tagesklinik. Ich hatte auch schon (fast)depressionsfreie Jahre seit der Diagnose. Das will ich wieder und das kann ich auch wieder schaffen. Ob ich das große Ziel erreiche, die völlige Genesung, ist mir daneben erstmal nicht so wichtig. Lebensqualität zählt mehr als der Stempel „geheilt“.
Hörst du das, Depression, du ***? Du kriegst mich dieses Mal genau so wenig wie die Male zuvor. Vielleicht willst du mir etwas mitteilen? Ich werde dir zuhören und versuchen herauszufinden, was es ist. Danach wirst du gehen. Und ich werde leben.
Es kommt mir seltsam vor, deinen ehrlichen Beitrag zu liken, obwohl ich es bemerkenswert finde, wie authentisch du dein Befinden hier visualisierst! Ich wünschte sehr, ich könnte aufmunternde Worte sagen, um dich aus deinem Tief zu befreien, aber leider weiß ich, dass manchmal kaum was bringt.
Lass dir nur gesagt sein, dass nach dem Tief wieder immer ein Hoch kommt. Und nach deinem letzten Satz zu urteilen weiß ich, wie stark es ist, so etwas nieder zu schreiben und trotz Tiefphase weiter zu kämpfen! Und jetzt muss ich es doch liken 😀
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Danke! Aufmunternde Worte empfinde ich immer als gut tuend, egal, wie tief das jeweilige Tief gerade sein sollte. Es tut allein schon gut zu wissen, dass es da draußen irgendwo Menschen gibt, die verstehen und an einen denken …
Daher ist Liken auch völlig okay 😉😊
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Ich denke an dich und fühle mich dir verbunden. Auch ich bin gerade in einer Tief-Phase, in der trotz kleiner Lichtblicke, es meistens recht düster und unkontrolliert aufreibend ist. Dafür kann es bei mir und bei dir ganz verschiedene Faktoren geben, die es begünstigen. Am schlimmsten fand ich es, als das Tief vor ein paar Wochen das erste Mal an die Tür klopfte, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, warum das so wahr. Das machte mir Angst. Ich dachte, es ginge mir gut. Meine Therapeutin hat dann in der Sitzung nach ihrem selbsterfundenen „Federballmodell“ alle Faktoren visualisiert, die mir sonst Aufwind geben und die vielleicht gerade weggefallen waren und auch die visualisiert, die meinen „Wind“ gerade herunterdrücken. Darunter fiel auch das düstere Herbstwetter und die Dunkelheit. Und mir fiel auf, dass einige der positiven Faktoren in meinem Leben gerade zu kurz kamen und es tatsächlich mehr Stressoren gab, als ich bewusst wahrgenommen habe. Meine Therapeutin versuchte mir klarzumachen, dass angesichts dessen eine Tiefphase völlig legitim und imgrunde „normal“ sei – auch für Menschen ohne Diagnose. Das war für mich ein kleiner Überraschungsmoment und hat mir tatsächlich geholfen, mein Tief ein Stück weit zu akzeptieren und die Angst ein wenig zu lindern, völlig abzurutschen.
Ich wünsche dir ähnliches und hoffe, dass du wieder festen Boden unter den Füßen bekommst und Stück für Stück die kleinen Dinge des Alltags wieder besser meistern kannst.
Liebe Grüße!
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Ich danke dir!
Ich versuche mich gerade etwas von der Ursachensuche zu lösen, da bei mir dabei immer die Gefahr besteht, dass es ausartet … Dann suche ich und suche ich und hinterfrage und hinterfrage, vergesse darüber aber dann zu handeln, zu schauen, was ich konkret tun kann, damit es wieder besser wird …
„Federballmodell“ klingt spannend 😉 Das Tiefphasen legitim sind und bei allen Menschen vorkommen, ist glaube ich eine ganz wichtige Erkenntnis (die ich oft vergesse). Immer ist da der Anspruch an mich, funktionieren zu wollen, dass „so Kleinigkeiten“ wie schlechtes Wetter und stressige Momente in Job und Uni mich nicht so runterzuziehen dürfen … Dabei ist das doch nur menschlich. Wir sind alle nur Menschen und keine Superfrauen und -männer, wie diese Leistungsgesellschaft so oft suggeriert. Danke daher für deinen Kommentar, er hat mich an diesen wichtigen Punkt erinnert, den ich alte elende Perfektionistin so oft vergesse! Und alles Liebe für dich, dass dein Tief schnell vorüberziehen möge😘
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Weißt Du Nelia, dass Dein Eintrag, ja, genau dieser Eintrag hie,r vor allem eins spendet?: Zuversicht!!! – Ich mache gerade eine ganz ähnliche Phase durch. Und da schreibst jemand, dass er (SIE!) auch nicht aufzugeben bereit ist, der (die) das kennt, das VERSTEHT, was ich gerade erlebe.
Ganz großes Dankeschön dafür und für Deinen Mut, Deine Stärke, auch und gerade diese Deiner Gedanken hier zu teilen.
Ich will auch wieder mehr Lebensqualität, ich bemühe mich auch, darum zu kämpfen: Wir sind mindestens schon mal zwei. Wir sind noch mehr …
Alles Liebe und ganz viel Kraft für Dich!
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„Zusammen ist man weniger allein“ passt da doch gut (übrigens ein tolles Buch!) als Motto … Ich kann dir nur zustimmen, auch mir gibt es Kraft und etwas Mut zu wissen, dass man mit dem Ganzen nicht allein ist. Alles Liebe für dich!, Nelia
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