Als freie Mitarbeiterin habe ich keinen Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Das heißt, so lange ich statiönar bin, beträgt mein Einkommen gleich null.
In den Therapien sprechen sie davon, dass man sich belohnen soll für Geschafftes, von Belastungsurlaub als Vorbereitung auf die Entlassung. Dass das alles aber eine stabile Finanzlage voraussetzt, wird dabei kaum bedacht.
Zugtickets nach Hause zur Belastungserprobung kosten. Für die Benutzung von Waschmaschine und Trockner nimmt die Klinik hier Geld (in der Klinik meines ersten Aufenthalts war beides kostenfrei). Die Teilnahme an bestimmten AGs hier kostet. Ausflüge mit Mitpatienten kosten teils, je nachdem, was gemacht wird (Cafébesuch, ins Schwimmbad usw.). Alles kleine Summen, aber es summiert sich. Die Kankenhauszuzahlung von 10 Euro am Tag kostet.
KostenKostenKosten…
Achtsamkeit sein und nicht bewerten wird Patienten oft geraten. Ich schaue dann mal achtsam meine Rechnungen an #sarkasmusende
Ich verstehe Dich absolut, liebe Nelia. Dabei sarkastisch zu werden, ist für mich völlig nachvollziehbar. – Ich kenne sie auch, diese meist ja wirklich wohlgemeinten Sprüche: „Gönn‘ Dir mal was!“ Tu mal nur das, was Du Dir wünschst!“ usw. –
Ich denke nicht, dass meine Ansprüche große sind, aber mir geht es wie Dir. Ich MUSS aufs Geld schauen. Seit ich mich zwar letztlich bewusst aber keineswegs leichten Herzens entschlossen habe, nur noch in Teilzeit zu arbeiten (Vollzeit noch dazu in zwei Jobs ging schließlich nach langer vorheriger Krankengeschichte nur noch über meine Kräfte), sowieso. Denn da bin ja nicht mal nur ich, sondern da ist auch noch meine kleine Familie. Nicht selten denke ich, dass die ohenhin schon genug unter mir zu leiden hat, meiner ganzen Krankheitshistorie und -gegenwart.
Ja, und so ist das dann: Wenn ich früher mal (auch schon keineswegs oft) für eine kleine Kaffepause in einem Kaffee saß, verweigere ich mir das jetzt regelmäßig. Bein Einkaufen bin ich noch viel sorgsamer geworden, schaue noch viel genauer auf die Preise und setze mich intensiv damit auseinander, was eventuell doch nicht sein muss.
Mir fällt dies und anderes nicht sooo schwer, weil ich wahrlich kein materialistischer Mensch bin. – Aber manches Mal tut es auch weh. …
Ganz liebe Grüße an Dich!
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Hallo Sternenflüsterer,
es tut mir leid, dass du diese finanziellen Sorgen auch kennst! Ich finde, mal einen Kaffee im Café zu trinken, ein Kinobesuch etc., das sollte einfach für jeden möglich sein. Einfach hin und wieder so ein kleiner Alltagsluxus, als Belohnung in schwierigen/stressigen Zeiten oder um mal aus dem Alltagstrott rauszukommen. Traurig, wenn das nicht möglich ist oder man sogar an Grundnahrungsmitteln sparen muss, den Kindern keine Schulsachen kaufen kann oder oder oder. Ich weiß, dass es mir vergleichsweise noch ganz gut geht. Aber schmerzen tut es trotzdem manchmal, wenn ich sehe, was für andere in meinem Alter selbstverständlich ist und für mich selbst nicht (mehr). Von daher verstehe ich deine Worte voll …
Alles Liebe
Nelia
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Ich versuche mich zu arrangieren. Denn ich weiß wohl, dass es mir und meiner Familie ungeachtet der Einschnitte, die wir irgendwie kompensieren müssen, doch immer noch gut geht. In meiner Arbeit begegnen mir oft junge Menschen, die aus noch viel schwierigeren Verhältnissen kommen, gar nicht zu denken an all jene, die in anderen teilen der welt ein kümmerliches Dasein fristen müssen.
Mir geht es, wie ich oben schon schrieb, keineswegs um eigenen Materialismus. Aber ich nehme in Deutschland und anderen „entwickelten“ Ländern eine (zunehmende) Verteilungsungerechtigkeit wahr, die mich wirklich ärgert. Zum Beispiel jetzt gerade Deinetwillen – wenn ich hier erfahre, dass es Dir so sehr schwer gemacht wird, Dir zu Gesundheit zu verhelfen, mit dem, was an sich möglich ist.
Ich vermute, wir beide denken da ähnlich.
Noch einmal liebe Grüße an Dich, Nelia, von Herzen! ❤
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Liebe Nelia, in Dein sarkastisches Lied muss ich leider einstimmen. Ich habe selbst Erfahrungen machen müssen, die ich nie, nie, niemals für möglich gehalten habe und die aller Therapie Knüppel in die Beine warfen. TherapeutInnen und Patientin in der Rolle des Sysiphos unter dem Damoklesschwert, in Ketten wie Prometheus. Ach! …
Lass dem Sarkasmus seinen Lauf, zwar ändert er nicht die Situation, aber vielleicht bringt es doch ein wenig Erleichterung …
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Liebe Agnes,
danke für das Teilen deiner Erfahrungen! Ich habe ja irgendwie die leise Hoffnung, dass es irgendwann besser wird, wenn immer mehr Menschen über ihre Erfahrungen und Ungerechtigkeiten schreiben … Aber wahrscheinlich bin ich da zu idealistisch …
Als (chronisch) kranker Mensch, egal ob somatische oder seelische Erkrankung, hat man schon genug mit seiner Symptomatik zu kämpfen – wenn dann noch finanzielle Sorgen dazu kommen, frisst das Kraft, die eigentlich in das Ziel Heilung oder, wenn das nicht möglich ist, bessere Lebensqualität gesteckt werden sollte. Es beeinflusst (zumindest kenne ich es so von mir) Therapieerfolge und Symptome.
Herzliche Grüße
Nelia
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Ganz genau das ist leider auch meine Erfahrung. Ob es irgendwann anders wird? Die Hoffnung stirbt zuletzt …
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Liebe Nelia, ich kann das so gut nachfühlen. Als ich in der Klinik war, war ich auch damit konfrontiert, was alles was kostet: ua. Parkgebühren für das Auto während des Aufenthaltes kamen auch noch hinzu.. und zu Hause gibt es ja dennoch Miete, Telefonkosten etc… Ich denke an dich…
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Liebe Birke,
herzlichen Dank für die guten Gedanken.
Oh je, das mit den Parkgebühren für Patienten finde ich krass, das geht hier zum Glück umsonst.
Liebe Grüße
Nelia
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Liebe Nelia,
ich lese zum ersten Mal über dieses Thema und bin dermaßen erschrocken, dass ich es kaum glauben kann! Es ist ohnehin schon schwierig genug, den Schritt zu wagen in eine Klinik zu gehen. Und dann werden einem auch noch solche Steine in den Weg gelegt. Unfassbar.
Umso stärker finde ich Deine Entscheidung, diesen Weg zu gehen und ich wüsche mir sehr für Dich, dass es Dir helfen wird! Auch finde ich es gut, dass Du das hier thematisiert hast!
Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute!
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Krank sein kost Geld. Sich um Geld sorgen zu machen zu müssen , macht Krank.
Daumen hoch für unser Gesundheitssystem. Sicher kann der Staat oder die Krankenkasse/Rentenkasse nicht für alles aufkommen. Den Kaffee, den man sich „gönnt“, oder ein Eis. Aber diese oft willkürlichen Zuzahlungen für parken, Medikamente oder therapeutische Hilfsmittel gehören abgeschafft. Dann lieber die Beiträge um ein bis zwei Prozent erhöhen, mit der Gewissheit, dass man unabhängig vom eigenen Portemonnaie auch mal krank sein „darf“ und dann alles bekommt um gesund zu werden. Wenn ich mit dem Auto in eine Klinik fahren muss, sollte es nicht an Parkgebühren hängen, ebenso wenn es mit anderen Verkehrsmitteln geschieht. Selbst wenn Krankenfahrten bezahlt werden, ist das häufig mit einem bürokratischen Aufwand behaftet, der vielleicht am Ende mehr kostet als ein Ticket für die Bahn oder Parkgebühren. Sich für solche Eventualitäten durch private Vorsorge zu wappnen, scheitert ja auch oft am Geld, das man als Leistungserbringer, sei es in Anstellung oder als Freelancer, verdient. Sozialstaat und Solidarität geht anders. Schön das es Politiker gibt, die wissen, dass man in Deutschland nicht (ver)hungern muss.
Das es Arbeitgeber gibt, die ihre Berufung wörtlich nehmen und ja schließlich keine Vondervergütunglebenkönnengeber sind. Die Gesellschaft sich immer mehr dem Motto zuwendet, „wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht“
Die Welt ist schön, man muss es nur glauben wollen. LG
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Hey,
danke für deinen Kommentar. Ich sehe es ähnlich. Ich erwarte nicht, dass mir der Staat meinen Cafébesuch etc. finanziert. Was ich aber fair fände: als chronisch kranke Studentin mit dementsprechendem Einkommen bzw. aktuell gar keinem Einkommen nicht für’s Wäsche Waschen in der Klinik bezahlen zu müssen oder rund 200 Euro Zuzahlungen nach der Entlassung (als chronisch Kranke(r) kann man ja Ermäßigung beantragen, sodass dann nur noch 1 Prozent des Einkommens übers Jahr gesehen an Zuzahlungen für Medikamente oder Krankenhausbehandlung geleistet werden muss).
Ich habe noch das Glück, einen Partner mit Vollzeitstelle an meiner Seite zu haben. Aber was tun Menschen, die allein sind? Oder wenn beide Partner krank sind, oder sehr gering verdienen, oder beide studieren?
Als Student(in) besteht in den meisten Fällen „nur“ Anspruch auf Bafög zur finanziellen Unterstützung. Dumm nur, dass die Antragsbearbeitung Wochen bis Monate dauern kann und die Berechnungen manchmal an der Lebensrealität vorbeigehen. Wenn finanzielle Unterstützung durch die Eltern, von der das Bafög-Amt ausgeht, in der Realität nicht oder nur eingeschränkt stattfindet.
Dann arbeite doch mehr, würden manche jetzt sicher einwenden. Würde ich gern, aber a) ist ein Vollzeitstudium anspruchsvoll, was die Stoffmenge angeht, es braucht also genug Lernzeit und b) schaffe ich gesundheitsbedingt momentan nicht das selbe Pensum wie früher als ich
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* als ich noch gesünder war. Ich kann gerade nicht mehr wie früher 20 h/Woche neben der Uni arbeiten, ohne dass das Studium oder meine Gesundheit leiden Und c) muss ein neuer, vielkeicht besser bezahlter Studentenjob auch erstmal gefunden werden, was in der Praxis nicht immer auf Anhieb klappt.
Liebe Grüße
Nelia
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