Zimmerfrust

Bis zur 6. Behandlungswoche hatte ich ein Einzelzimmer. Ein Luxus, den ich zu schätzen weiß, denn normalerweise bekommen Kassenpatienten hier ein Zweierzimmer. Einzelzimmer gibt es nur für Privatpatienten, bei medizinischer Indikation oder wenn man als Kassenpatient 20 Euro am Tag zuzahlt *hust* Da zur Zeit meiner Aufnahme aber kein Doppelzimmer frei war, quartierte man mich in einem Einzelzimmer ein, mit dem Hinweis, dass ich aus diesem umziehen müsse, sobald es anderweitig benötigt würde.

So weit, so gut. Vor kurzem war es dann soweit. Kein Problem für mich, da schließlich so abgesprochen. Mit meiner neuen Zimmernachbarin habe ich sowohl Glück als auch Unglück: Glück, weil sie nett ist, Unglück, weil sie tierisch schnarcht. So laut, dass selbst Ohrenstöpsel wenig Erleichterung bringen.

Das kann alles in einem Krankenhaus passieren, es ist ja schließlich kein Hotel. Was mich aufregt, ist vielmehr Folgendes:

Die Mitpatientin, die sich vorher mit meiner Zimmernachbarin das Zimmer geteilt hat, hatte sich damals beschwert, dass sie nicht mehr schlafen kann, weil die andere Dame so extrem schnarcht. Daraufhin bekam sie mein Einzelzimmer – und mich steckte man in ihr altes Zimmer. Quasi direkter Tausch. Sie hat PTBS und das Schnarchen triggert sie zusätzlich, darum gönne ich ihr das Einzelzimmer auch wirklich. Darum geht es mir nicht. Sondern: Warum gibt man nicht der schnarchenden Person ein Einzelzimmer, statt einfach die nächste Person dort ins Zimmer zu stecken, die dann das Geschnarche aushalten darf?

Die Situation berührte einige meiner alten Muster:

Bin ich weniger wert, zählt es weniger, dass ich schlafe als bei anderen?

Mit mir kann man es ja machen!?

Das ist unfair!

Nachdem ich drei Nächte mit schlechtem Schlaf hinter mir hatte, fühlte ich mich matschig. Ich war gereizt und weinerlich, zumal ich derzeit andere akute Probleme habe, die mich belasten. Genug Schlaf wäre also gerade wichtig. Ich habe bisher mehrfach um einen Zimmerwechsel gebeten. Das ist jetzt eine Woche her …

Außer mehrmaligen Beteuerungen, man würde sich um die Sache kümmern, ist bisher nichts passiert. Therapeut und Pflege sagen, sie könnten es leider nur weitergeben, verantwortlich sei für die Zimmerverteilung das Patientenmanagement. Obwohl wir in den letzten Tagen einige Abreisen und somit wieder freie Betten haben, ist noch nichts passiert. Ich vermute, sie haben die Betten lieber Patienten von der Aufnahmewarteliste gegeben.

Hätte die Mitpatientin, die mein Einzelzimmer bekommen hat, sich nicht netterweise bereit erklärt, mich eigentlich unerlaubterweise bei sich auf der Couch schlafen zu lassen, damit ich zur Ruhe kommen kann, ich würde am Rad drehen. Für ihre Hilfsbereitschaft mir gegenüber hat sie jetzt übrigens eine Rüge von einer Mitarbeiterin bekommen …

Ganz ehrlich, es ko*** mich an. Eigentlich sollten sie doch wissen, dass unzureichender Schlaf den Therapieerfolg gefährden kann. Wäre ich Privatpatientin oder Zuzahler, es hätte sicher zeitnah Hilfe gegeben. Aber mit finanziell schwach aufgestellten Kassenpatienten kann man es ja machen 🙄

Meine Eltern und andere Mitpatienten meinen, ich solle auf jeden Fall Druck machen und mir das nicht Gefallen lassen. Kein Problem – Druck Machen ist als Mensch mit sozialen Ängsten schließlich meine Paradedisziplin.

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7 Kommentare zu „Zimmerfrust

  1. Oh je…das klingt so übel :/ Ich hatte nach meiner OP ja die eine schlaflose Woche im Krankenhaus wegen meines einen fürchterlichen Zimmernachbars (der drehte Nachts immer total auf und hat dann später geschnarcht wie die Hölle). Das war der reinste Alptraum. Ich hoffe, es findet sich bald eine Lösung dafür.

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  2. Oh du Arme, das ist ja gemein. Ich würde wohl auch einen Aufstand machen, ist echt sehr undurchdacht vom Personal. Mein Freund schnarcht auch oft, das macht mich immer soooo wütend, dabei kann er ja nichts dafür… Hab ja Probleme mit dem Schlafen und wenn ich dann von diesen nervtötenden Lauten ständig geweckt werde könnt ich ausflippen nachts. Hoffe du bekommst noch paar erholsame Nächte. Alles Gute.

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  3. genau so eine Patientin hatte ich auch im Zimmer. Ich hatte Glück und durfte das Zimmer wechseln. Ich habe damals gemeint, ich könne mich nicht auf meine Therapie konzentrieren, da ich zu wenig Schlaf habe. Ich hoffe du konntest inzwischen irgendwie tauschen. Alles Liebe. E.

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    1. Hey, das kann ich sehr gut nachvollziehen … Psychotherapie ist teils so intensiv und anstrengend, dass Ruhepausen wichtig sind. Ich bin wirklich froh, dass mein Zimmerproblem jetzt gelöst wurde!
      Liebe Grüße

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