Auf meiner Arbeitsstelle habe ich die Möglichkeit, Vorschläge für eigene Angebote einzubringen und diese in Absprache nach und nach umzusetzen. Diese Gelegenheit möchte ich im Sinne der Patienten gerne nutzen und dachte mir, ich frage hier nach Inspirationen, da sich ja unter euch Blogleser*innen einige befinden, die selbst Erfahrungen mit seelischen Erkrankungen haben/ hatten oder Angehörige sind.
Ich möchte euch daher zu einem kleinen Gedankenspiel einladen:
Stellt euch vor, ihr (oder euer Angehöriger) wäret für mehrere Wochen Patient*in in einer psychiatrischen Klinik, auf einer Station mit Schwerpunkt Depression und Angststörungen. Welche Angebote würdet ihr euch in diesem Fall von einem Genesungsbegleiter wünschen? Hättet ihr z.B. gerne regelmäßig Einzelgespräche? Unterstützung bei konkreten Alltagsproblemen? Welche Themen fände ihr für eine Gruppe spannend (z. B. Vorbereitung auf die Entlassung, Skills, Recovery, Freizeitangebote …) ?
Danke für eure Unterstützung 😊
Liebe Nelia,
alle Beispiele, die du hier nennst (Einzelgespräche, Skills, Freizeitangebote etc.) würde ich als hilfreich empfinden…wenn ich mir aber nur eine einzige Sache aussuchen könnte, dann wäre es folgende:
Die Vorbereitung auf die Entlassung ist oft recht organisatorisch angehaucht – wie läuft die Abwicklung, Papierkram usw….die größte Angst ist ja aber, dass alle Fortschritte, die man in der Klinik gemacht hat, dann im Alltag wieder verloren gehen. Viele Dinge klappen ja im sicheren Rahmen total gut und wenn man dann eine Weile zu Hause ist, gelingt vieles nicht mehr, also würde ich eine Hilfestellung in Richtung „Wie kann ich die Fortschritte, die ich gemacht habe, besser behalten“ als wahnsinnig hilfreich empfinden, damit der Aufenthalt auch möglichst lange „nachwirkt“.
Alles Liebe und viel Erfolg bei deiner Arbeit!
Nina
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Liebe Nina,
danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, so eine ausführliche und hilfreiche Antwort zu verfassen! 🙂
Was du beschreibst, kenne ich von meinen eigenen Patientenerfahrungen sehr gut und auch von denen der Mitpatienten – Ängste, Aufregung und Unsicherheit, wie es nach der Entlassung wohl zuhause werden wird, wenn man den „sicheren Hafen“ Klinik hinter sich lässt. Wie lässt sich das dort Gelernte in den Alltag transferieren, wie teilt man seine Kräfte am besten ein, um anstehende Pflichten wie Haushalt, Behördengänge, Arzttermine gut zu bewältigen, wie kommt man an einen Therapieplatz und vieles mehr …
Danke dir, ich werde das Thema Entlassungsvorbereitung auf jeden Fall als ein wichtiges vorschlagen!
Liebe Grüße
Nelia
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Liebe Nelia!
Danke dir – für deine liebe Antwort…ich lese raus, dass wir genau das Gleiche meinen – und auch für deine Arbeit als Genesungsbegleiterin. Ich bin sicher, dass du ganz vielen Menschen unglaublich viele hilfreiche Erfahrungen ermöglichen wirst.
Bin gespannt, was du weiter berichtest und wünsch dir heut einen wunderschönen Tag.
Alles Liebe,
Nina
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Liebe Nelia,
deine Vorschläge finde ich toll!
Sinnvoll fänd ich vor allem auch die schon angesprochene Zeit nach der Entlassung. In der Klinik wird in der Regel ja viel Struktur vorgegeben: es gibt feste Therapieangebote, eventuell Bewegungsangebote oder künstlerische und ergotherapeutische Angebote.
Diese fallen Zuhause dann meist ja von jetzt auf gleich weg.
Ich hätte es hilfreich gefunden schon während der Klinikzeit zu schauen, was es in dem Wohnort für Möglichkeiten gibt, haltgebende Angebote fortzuführen. Sei es jetzt die Suche (und Kontaktaufnahme!) nach bzw. mit Selbsthilfegruppen, Sportvereinen, Entspannungskursen (PMR, Yin-Yoga, MBSR- oder MBCT-Kurse,..), die z.B. von den Krankenkassen mitfinanziert werden, Freizeittreffs, VHS-Kursangeboten usw. Je nach Person können ja zum Beispiel auch religiöse Angebote interessant sein.
Das hätte ich mir jedenfalls gewünscht um einen einfacheren Übergang in den Alltag und einer eigenen Tagesstruktur zu finden.
Bin gespannt, was du weiter von deiner Arbeit berichtest!
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Liebe Meersinn,
danke auch dir für deine Mühe, so ausführlich zu antworten und das super Feedback!
Die gemeinsame Recherche mit dem Patienten nach passenden Freizeitangeboten, einem möglichen Ehrenamt oder anderem finde ich eine sehr gute Idee und werde sie definitiv versuchen einzubauen. Gerade die ersten Tage und Wochen wieder allein zu Hause sind für viele ja nicht einfach…
Liebe Grüße
Nelia
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