Darf ich diesen Blog dazu nutzen, um ihm mein Leid zu klagen oder ist das zu pathetisch oder zu selbstmitleidig? Egal, ich tu’s einfach.
Ich bin so müde. Müde von dieser Krise, die mich wie ein dunkler Mantel umhüllt und mir die klare Sicht und die Luft zum Atmen nimmt. Depression … Schon so oft durchlebt und doch jedes Mal wieder anders. Und damit es nicht zu langweilig wird, Panikattacken dazu. Drei Wochen geht es bald so, aber mir kommt es länger vor bzw. so, als sei mein normales Zeitgefühl vorübergehend außer Kraft gesetzt und da ist nur noch dieser quälend langsame Fluss der Minuten.
„Das kriegen wir wieder hin, aber wir brauchen Geduld“, sagt meine Ärztin und ich klammere mich an ihre Worte und zweifle gleichzeitig an ihnen, weil es sich nicht so anfühlt als würde jemals wieder etwas gut sein können. Und ich bin es so müde, durch die Dunkelheit zu watten, generell und zum zweiten Mal in diesem Jahr, ach fi** dich, Depression.
Warum konnte es nicht so bleiben wie im Frühjahr, als es mir gut ging und ich mich stabil fühlte? Hätte ich nicht in die Klinik gehen sollen, war die anstrengende Therapie gegen die Zwänge vielleicht zu viel Stress? Aber andererseits habe ich jetzt tatsächlich kaum noch Zwänge. Nur dafür eben eine Depression und Panikattacken, haha.
Als Genesungsbegleiterin sollte ich wahrscheinlich konstruktiver und optimistischer mit diesem Rückfall oder was auch immer es ist umgehen, aber mir ist die Konstruktivität vergangen. Ich will nicht mehr stark sein müssen, mich zusammenreißen, sagen, dass es schon irgendwie geht. Stattdessen ist da nur reiner Schmerz und ich habe das Gefühl, er frisst mich von innen auf. Gott, bin ich müde.
Die Zeiten sind gerade aber auch wirklich besch…
Aufmunternde Worte werden Dir wohl nicht viel helfen können. Zumal sie mir schwer von den Lippen kommen – bin auch gerade ein einem Loch, nachdem ich ja im Sommer glaubte, es würde dauerhaft endlich nachhaltig besser gehen.
Aber, die Erfahrung sagt uns: wir können es uns jetzt nicht vorstellen, aber es WIRD wieder besser werden, wie lange es auch immer dauern mag. Müssen eben so gut wie möglich durchhalten.
Als Genesungsbegleiterin geht es Dir wie Psycholog*innen, Lehrer*nnen, Erzieher*innen und anderen mehr: wenn es um einen selbst geht, ist man zu dicht dran, da hilft die Fachkompetenz oft wenig.
Eine warme Umarmung sendet Dir
Ines
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Liebe Ines,
danke für dein Mitgefühl und deine Worte. Es tut mir leid, dass du momentan ebenfalls in einem Loch bist. Ich wünsche uns beiden, dass wir dieses möglichst bald hinter uns lassen und bis dahin viel Durchhaltevermögen und Kraft.
Eine liebe Umarmung zurück,
Nelia
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Wieso solltest du das hier nicht ansprechen dürfen? Ich glaube dein Anspruch an dich selbst ist größer als alles von Außen. Der Zustand ist echt scheiße, keine Frage. Und es ist normal zu denken, dass es so bleiben wird. Die Krankheit redet es dir ein sonst könnte sie nicht ‚überleben‘. Vergiss aber die Erfahrung nicht, dass es bisher jedes Mal wieder vorbeigegangen ist. Akzeptanz und Selbstmitgefühl! Solange du gegen den Schmerz ankämpfst, wirst du im Leid hängen bleiben. Erst wenn der Schmerz akzeptiert wird, weil er gerade nunmal ist, wird es leichter werden. Ich wünsche es dir!
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Liebe Annie,
ich denke, mit dem hohen Anspruch hast du Recht und ich renne jedes Mal wieder automatisch in diese Falle, weil es so ein altes tief verinnerlichtes Muster von mir ist.
Mit der Akzeptanz tue ich mich schwer, aber ich versuche es zu ändern…
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Liebe Nelia,
da hast du wohl Pest gegen Cholera getauscht… Shit! Aber das Gute… welches Gute? Na nix Gute, mal gewaltig Kacke, oder? Ich war nie so richtig depressiv in meinem Leben, aber immer, wenn ich geweint habe, war es auch manchmal -nicht immer- aber manchmal ein schönes Gefühl. Aber das ist nicht einfach ich weiß. Denk dir nichts über die Unqualifizierte Aussagen über Depression. Denk dir einfach über mich, ich bin einfältig… Aber denk dir auch: es geht vorbei, dass du nicht gegen dass Gefühl kämpfen sollst und dich fragen was die Ursache ist. EInstellungen zu ändern ist oft wichtig. Dass man zu hohe Ansprüche an sich hat und sich damit so einschränkt. Glaube ich zumindest…
deine Sigrid
alles Gute
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Liebe Sigrid,
der Tausch von Pest gegen Cholera beschreibt es echt gut. Aber nun gut, nun ist es so und ich kann es nicht mehr ändern, sondern muss lernen, damit umzugehen.
Mit den Einstellungen könntest du Recht haben, ich mache mir leider z.B. selbst immer sehr viel Druck …
Danke für deine Worte und liebe Grüße
Nelia
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