Annehmen

„Wenn ich genug Therapie gemacht habe, werde ich keine/kaum noch Symptome mehr haben.“

„Wenn ich meine neue Arbeitsstelle antrete, wird mir das so gut tun, dass die depressiven Phasen aufhören.“

„Wenn ich meine schwierige Beziehung beendet und die Trennung verarbeitet habe, werde ich genesen.“

Das neue Medikament wird mir helfen, keinen Rückfall mehr zu bekommen.“

„Nachdem ich in der Spezialklinik war, wird es mir so gut gehen, dass ich stabil bleibe.“

In der Genesungsbegleiterausbildung habe ich viel über Recovery, Salutogenese und Co. gelernt. Das wird mir helfen, mich selbst zu heilen.“

So ähnlich sahen meine Gedanken lange aus. Nur noch diese eine Sache schaffen, und dann wird endlich alles gut! Wie schön, wenn es so wäre. Doch es ist nicht so. Leider.

Vielleicht ist es jetzt an der Zeit anzunehmen, dass diese magische Wende der Dinge niemals passieren wird und meine Erkrankungen mich wirklich mein Leben lang begleiten werden. Auch wenn das unfair ist. Auch wenn ich mich so sehr anstrenge. Auch wenn ich mit den Jahren so viel Fachwissen über meine Krankheiten angesammelt habe. Auch wenn … setze beliebigen anderen Punkt hier ein.

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13 Kommentare zu „Annehmen

  1. Auch wenn du glaubst, dass du so sein musst wie Hollywood, das sagt oder die Schulfreunde vorleben, Geschwister und alle. Menschen wie uns hat es immer gegeben und wird es hoffentlich immer geben. Wir machen die Welt bunt. Man kann immer sagen, uns muss man wegtherapieren und genügend Hirnforschung betreiben, damit alles Gut ist. Aber was ist dann, nie mehr Ups an Downs? Alles nur im ruhigen Fluss? Nix besonderes mehr. Ich mag mich Nelia. Ich bin spannend und ein bunter Hund. Ich polarisiere und bewege und auch wenn dass mal zu meinem Nachteil wird vielleicht, inzwischen kann ich villeicht mich bewegen, so dass ich andere Menschen bewege. Das ist schön. Ich kann die Welt ein wenig beeinflussen…
    Ist doch was. Deine schwer psychotische SIgrid (nicht aktuell)…

    lg

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    1. Liebe Sigrid,
      es geht mir nicht so sehr um’s anders Sein als andere als um den Leidensdruck, den meine Erkrankungen erzeugen. An einer Depression finde ich nichts Schöneres oder mein Leben Bereicherndes, sondern nur Schmerz und deshalb wünschte ich, sie wäre weg.

      Liebe Grüße
      Nelia

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      1. Liebe Nelia, es liegt mir fern dir zu sagen wie du die Dinge zu sehen hast. Echt, das obliegt nur dir wie du deine Erkrankung sehen willst.
        Ich denke ich habe aus MEINEN Krisen gelernt, dass mich Menschen mögen und schätzen und auch wenn ich ein bunter Hund bin. Zu mir stehen. Das ist das Erdbeben vielleicht nicht gerade wert gewesen, aber es hat mir bewiesen, dass ich nicht alleine bin. Menschen können dir nur bedingt helfen. Retten muss man sich selbst, aber sie können stützen. Weißt du wie ich meine? Klar und bei wem ist alles immer gut? Auch Cester Bennington hat sich das Leben genommen… Weißt du der hatte einfach ganz viel. Aber in seinen letzten Stunden hat er aufgegeben. Schau dass du das nicht machst. Dein Blog und deine Arbeit werden gebraucht. Ich hab nicht viel Geld, aber ich denk immer: meine Mitgift war die Erkrankung. Wir sind EX- IN Genesungsbegleiter…. Wir sind Vorbilder und auch du…

        Schau auf dich. Du hast ja meine Mailadresse. Beratung kostenlos. Und sonst ins Krankenhaus… lg Bussi
        lg

        Sigrid

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      2. Liebe Sigrid,
        ich finde es beeindruckend, dass du so positiv mit deiner Erkrankung umgehst und zu dir stehst! Vielleicht gelingt mir das auch irgendwann einmal …

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  2. Anscheinend hat niemand gesagt, daß Depressionen nie ganz verschwinden. Vielleicht wolltest du das auch nicht wahrhaben. Das ist wie bei meiner Epilepsie. Mit Medikamenten kann ich sie vielleicht einige Zeit ruhigstellen, bei manchen geht das sogar Jahre, aber ich bekomme immer wieder Anfälle. Sorry.

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    1. Hey,
      ich wusste schon, dass Depressionen dazu neigen zu rezidivieren, ich hatte nur ehrlich gesagt gehofft, dass es bei mir anders laufen würde … Vielleicht war das naiv.

      Liebe Grüße

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  3. Ich denke auch, dass der Schlüssel in der Akzeptanz liegt, auch wenn sich wahrscheinlich jeder Hoffnungen macht, dass es weg ist, wenn xyz. Lieber der Wahrheit ins Gesicht schauen und damit arbeiten als sich immer wieder an neue Strohhälme zu klammern. Dein Leben ist jetzt!

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  4. Ich finde es schön, dass es dich gibt Nelia, auch wenn du Tag hast an denen dir alles am Arsch geht… wenn ich das mal so sagen darf. Ich hab das auch, aber das darf ja sein. Und wir haben uns… Menschen die uns annehmen, im Internet und in echt. Nicht jeder liebt einen aber das ist so. Aber als ich nur eine einzige Freundin hatte die mich mochte, habe ich gedacht es geht nicht mehr. Ausgehend von dieser Zeit habe ich ganz viel aufgebaut. Das tut mir gut. Wenn das Leben nicht mehr Spaß macht, dann wünsche ich dir halt. Aber das hast du, vergiss nicht du hast Leute die schreiben für dich Kommentare und lesen deine Beiträge. Es zählt für uns wie es dir geht.

    alles liebe deine Sigrid

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  5. das ist immer schwierig zu entscheiden was man schreibt, aber ich frage immer dann meine Freunde wie sie es finden und die geben mir dann das feedback: sehr persönlich aber schön :O . wie findest du meine beiträge? also sie sind halt mal sehr erlich

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    1. ehrich und weißt du es ist so: alles was da passiert bei dir und bei mir, das ist menschlich. Agressionen, Liebe, sich zu jemanden hingezogen fühlen… oder? das ist doch gut, wenn wir zu uns stehen…

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  6. Ich finde mich in jedem dieser Punkte wieder und habe ihn auch durchlebt, Nelia. Nach der letzten Therapie hatte ich ein Hoch und großen Tatendrang. Ich fuhr als erstes auf eine reise nach Berlin, kam wieder, Pandemie, Quarantäne, allein sein^^ … Irgendwie habe ich die (auch aus anderen Gründen) schwierige Zeit seitdem ganz gut bewältigt. Die Depressionen sind nach wie vor da, mal mehr mal weniger. Ich glaube auch nicht mehr daran, sie irgendwann endgültig loszuwerden. Ich lebe nur mittlwerweile besser mit und trotz ihnen. Irgendwann vor einigen Jahren habe ich mir mal zum Ziel gesetzt, zumindest der bestgelaunte Depressive der Region zu sein. Hat möglicherweise geklappt 😉

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