Update und ein Abschied?

Und schon sind die ersten zwei Monate des Jahres (fast) herum.

Ich kann viele schöne Dinge berichten: Ich habe die Probezeit im neuen Job geschafft und habe weiterhin Spaß an der Arbeit, auch wenn es immer noch phasenweise stressig ist, bin gerade am Umziehen und plane, wie ich mich beruflich am besten in dem Themenbereich qualifizieren kann, der mich am meisten interessiert. Ich genieße die Zeit mit meinem Partner, habe einen Sprachkurs angefangen und mache wiederholt die Erfahrung, dass ich Dinge schaffe, die ich mir selbst nicht zugetraut hätte.

Mit ROCD und magischem Denken habe ich in puncto Zwänge noch zu kämpfen, aber was die Depression und die Ängste angeht, bin ich auf einem deutlich besseren Level als vorher. Das ist wundervoll.

Ehrlich gesagt überlege ich, angesichts der ganzen Veränderungen in meinem Leben auch hier auf dem Blog einen Schlussstrich zu ziehen. Nicht, weil ich den Austausch mit euch nicht mehr schätzen würde oder mich als geheilt ansähe (das bin ich nicht). Sondern einfach, weil ich diesen Blog emotional mit einer langen, schwierigen Phase meines Lebens verbinde, die ich nun hoffe, hinter mir gelassen zu haben. Ich sehne mich nach einem Neubeginn, sowohl privat als auch, was das Schreiben angeht. Nach frischem Wind und mehr Abstand zur Schwere der Depression, die mich so lange begleitet hat und zum Thema psychische Krankheiten. Da ich aber immer noch gerne schreibe und euch über die Jahre ins Herz geschlossen habe, überlege ich, einen neuen Blog zu starten, auf dem es vor allem um andere Themen geben soll, und diesen Blog hier still zu legen. Noch bin ich mir unschlüssig, aber wenn mich entschieden habe, wie es weitergeht, werde ich euch hier bescheid geben und allen, die daran Interesse hätten, die Adresse des neuen Blogs zukommen lassen 😊

Werbung

Ihr dort, wir hier

Ihr dort,

Wir hier.

Wir können nichts tun außer

zu hoffen und zu beten und zu spenden,

darauf zu warten, dass Deutschland

das Visa-Verfahren vereinfacht, um euch

in Sicherheit zu bringen.

Erdbeben, Nachbeben gestern,

Geht der Schrecken von Neuem los?

Die Blicke gefesselt von Nachrichtenseiten auf dem Computerbildschirm,

das Handy ständig griffbereit.

Zur Arbeit mit mulmigem Gefühl,

wird der Tag ruhig verlaufen?

Bitte lass alles gut ausgehen.

Existentielle/philosophische Zwangsgedanken

In diesem Post möchte ich euch eine Form von Zwangsgedanken vorstellen, die im deutschsprachigen Raum weniger bekannt zu sein scheint als im englischsprachigen und unter der ich aktuell am meisten leide: existentielle Zwangsgedanken oder auf Englisch „existential OCD“. Ich persönlich nenne sie für mich auch philosophische Zwangsgedanken.

Was genau man sich darunter vorstellen kann? Kurz und knapp: Zwangsgedanken, die sich um philosophische bzw. existentielle Fragen drehen. Das können Fragen sein wie:

„Gibt es einen freien Willen?“

„Ist unser Leben vorherbestimmt?“

„Ist die Welt um mich herum wirklich echt oder ist es vielleicht nur eine Scheinrealität wie in „Matrix“?“

Solche Fragen bzw. Überlegungen drängen sich Menschen mit „existential OCD“ immer wieder auf und erzeugen unangenehme Gefühle – in meinem Fall wäre das Angst, die sich bis hin zu Panikattacken steigern kann. Eine darauf folgende Zwangshandlung könnte sein, stundenlang über derartige Fragen nachzugrübeln odef innerlich Argumente abzuwägen. („Was spricht dafür/dagegen, dass alles vorherbestimmt ist? “ etc.). Man spräche ich diesem Fall von mentalen Zwangshandlungen, da Grübeln ja etwas ist, das nach außen hin nicht sichtbar ist.

Ich empfinde diese Art von Zwangsgedanken als quälend, weil mit ihnen für mich die Angst einhergeht, den Verstand zu verlieren, da ich ja scheinbar so „verrückte“ Dinge denke. Verstärkt wird dieser Mechanismus besonders, wenn ich gleichzeitig noch unter Derealisation oder Depersonalisation leide. Ebenfalls als belastend erlebe ich den Umstand, dass es ja nun einmal keine endgültigen Antworten auf solche philosophische Fragen gibt, sondern nur viele verschiedene Antwortversuche, z. B. seitens der Philosophie und Religionen. Ein Umstand, den mein zwangsgestörtes Gehirn mit seinem Wunsch nach absoluter Gewissheit so gar nicht lustig findet 😉

Filme wie Matrix oder die Trueman-Show mag ich mir in Folge dessen seit einiger Zeit nicht mehr anschauen und im Studium habe ich damals das Philosophiemodul abgebrochen, da es mich innerlich ganz konfus gemacht hat. Klares Vermeidungverhalten, liebe Mit-Zwängler, bitte nicht nachmachen …

Für Außenstehende hört sich das Ganze vielleicht skurill an, weil es sehr abstrakt anmutet. Doch wie bei allen Zwangsgedanken und Zwangshandlungen gilt auch hier: Für Betroffene ist die Lage mit Leidensdruck verbunden.

Hilfe bieten wie bei anderen Zwangsthemen auch Expositionübungen und ein Abbau des Vermeidungverhaltens.

Hier der Link zu einem sehr guten englischsprachigen Artikel zum Thema:

To Be Or Not To Be, That Is The Obsession: Existential and Philosophical OCD