Buchvorstellung: „Zwischen meinen Worten“

Ich lese zwischendurch immer wieder gerne Jugendbücher, insbesonders, wenn sie Tiefgang haben. Deswegen möchte ich euch heute den Roman von Mia vorstellen.

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Seitenzahl: 586

Preis: 14,99 Euro (Taschenbuchversion)

Formate: Taschenbuch oder e-Book

„Lia hält jeden auf Abstand. Niemand weiß von ihrer Essstörung und womit sie zu kämpfen hat. Doch alles könnte sich ändern, als sie plötzlich den gutaussehenden Noah aus ihrer Schule in ihrem Therapiezentrum trifft. Für beide ist klar, dass sie diese Begegnung so schnell wie möglich vergessen wollen, aber das ist gar nicht so leicht, wenn man sich jeden Tag in der Schule sieht. Außerdem findet sie Noah netter, als ihr lieb ist. Und ihm scheint es ähnlich zu gehen, denn aus irgendeinem Grund will er immer mehr Zeit mit ihr verbringen. Zu gerne würde sie mit jemandem über ihr Gefühlschaos reden, aber die Beziehung zu ihren Eltern ist das reinste Drama und selbst ihre beste Freundin Gina weiß nicht, was wirklich in ihr vorgeht. Umso verrückter ist es, dass sie Noah und ihrer Mitschülerin Samira plötzlich mehr Vertrauen schenkt, als jemals jemand anderem zuvor.“

(Klappentext)

Bereits nach drei Tagen hatte ich „Zwischen meinen Worten“ durchgelesen, was allein schon einiges über die Qualität des Buchs aussagt 😉

Es handelt sich um einen Young Adult-Roman, der jedoch auch für ältere Leser lesenswert ist, da er viele wichtige Themen anspricht – und zwar auf eine Art und Weise, die sich authentisch liest statt belehrend oder gekünstelt.
So geht es neben Essstörungen, Depression und Therapie z.B. auch um Alltagsrassismus und Vorurteile, das Leben als Scheidungskind und toxische Eltern-Kind-Beziehungen. Daneben finden sich auch für ein Jugendbuch gängige Themen wie (erste) Liebe, der Schulalltag, die Suche nach der eigenen Identität und Freundschaft. Besonders das Letzterem, der Freundschaft, eine tragende Rolle im Handlungsverlauf zukommt, hat mir sehr gut gefallen! Als Leser erleben wir mit, wie sich drei Jugendliche, die sich aus unterschiedlichen Gründen in schwierigen Lebenslagen befinden, gegenseitig aufbauen, einander Halt geben und sich weiterentwickeln.

Die Charaktere werden mit Liebe zum Detail dargestellt; interessant und gelungen fand ich in diesem Zusammenhang den Perspektivenwechsel.
Der Schreibstil liest sich sehr angenehm. Es gab immer wieder Textpassagen, die ich mir markiert habe, weil sie mich berührt haben bzw. ich mich als Mensch, der selbst mit seelischen Erkrankungen kämpft, darin wiederfinden konnte und verstanden gefühlt habe.
Das klingt jetzt vielleicht alles eher ernsthaft, aber: Auch der Humor kommt nicht zu kurz, was vor allem an meinem Lieblingscharakter Samira liegt.

Insgesamt gesehen hätte man meiner Meinung nach die ein oder andere Stelle etwas kürzen können, ansonsten habe ich aber nichts zu kritisieren, sondern bin sehr angetan von diesem besonderen Roman.

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Tipp: Videoreihe zu Zwangserkrankungen

Der Psychotherapeut Professor Dr. Willi Ecker hat auf YouTube ein Projekt gestartet: eine Reihe mit Informationsvideos zum Thema Zwangserkrankungen. Bisher gibt es acht Videos, in denen u.a. verschiedene Arten von Zwangsgedanken und Zwangshandlungen, gängige Behandlungsmethoden aus der kognitiven Verhaltenstherapie und Theorien über die Krankheitsentstehung erklärt werden.

Ich bin ziemlich angetan und sage daher: unbedingt reinschauen, falls ihr selbst betroffen seid, zwangserkrankte Angehörige habt oder euch für’s Thema interessiert.

Anbei der Link:

Tipp: Die „Mutmachleute“

Habt ihr schon von den Mutmachleuten gehört?

Falls nicht: Ein meiner Meinung nach tolles, unterstützenswertes Online-Projekt gegen die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen. Entstanden ist es aus der Zusammenarbeit des Starks-Sture Verlag und der Werbeagentur designmeetsmotion.

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Ziel des Projekts ist es nicht nur, mit Vorurteilen gegenüber psychischen Krankheiten aufzuräumen und für eine Gleichstellung von seelischen und somatischen Erkrankungen einzutreten, sondern auch positive Seiten aufzuzeigen, die sich aus dem Leben mit einer psychischen Erkrankung ergeben können. Im Fokus sollen die Ressourcen und Stärken Betroffener stehen.

Was ist denn an einer psychischen Krankheit bitte positiv?, mag der ein oder andere an dieser Stelle vielleicht einwenden. Und ja, ich kann diesen Einwand total nachvollziehen. Wenn man beispielsweise gerade tief in einer depressiven Episode steckt, oder mit Panikattacken ringt, die einem das Gefühl geben, keine Luft mehr zu bekommen, scheint es unmöglich, dem Ganzen auch nur irgendetwas Positives abzugewinnen. Wer ist schon gerne krank? Denkt man mit etwas zeitlichem und inneren Abstand noch einmal nach, fällt einem vielleicht dann doch das Ein oder Andere dazu ein: Erkenntnisse, die man ohne seine Krankheitserfahrung nicht gewonnen hätte, (wiederentdeckte) Ressourcen wie das Malen oder Sport, neue Freundschaften .

Auf der Homepage der Mutmachleute kommen Betroffene, aber auch Angehörige und Experten zu Wort. In Form von Interviews erzählen sie, wie sie zu ihren jeweiligen Diagnosen kamen, über die Reaktionen ihres Umfelds, ihre Stärken und vieles mehr.

Annie von Hoffnungsschein hat mich auf das Projekt aufmerksam gemacht und auch selbst teilgenommen. Nach etwas Bedenkzeit bin ich ihrem mutigen Beispiel gefolgt und habe mich auch interviewen lassen. (Das war ganz schön aufregend für mich, auch wenn alles nur online stattfand.) Wer lesen mag, findet mein Interview hier.

Es werden übrigens noch weitere Mutmacher gesucht – Betroffene, Angehörige, Peers und Fachleute, alle sind willkommen! Also Leute, ran an die Tasten!