Was machst du als Genesungsbegleiterin eigentlich so den Tag über?

Eine Frage, die ich so oder ähnlich formuliert öfters höre, wenn das Thema in einem Gespräch irgendwann auf’s Berufliche kommt. Und eine, die ich gut nachvollziehen kann, schließlich ist das Berufsbild noch relativ neu und daher vielen Menschen unbekannt. Für alle, die es interessiert, hier also die Antwort!

Als Genesungsbegleiterin bin ich Teil des multiprofessionellen Behandlungsteams unserer Station und nehme dementsprechend an der Teambesprechung, Übergaben und der Supervision teil, idealerweise auch an der Visite. Dabei bringe ich meinen Eindruck von den jeweiligen Patienten und meine Ex-In-Perspektive auf die Dinge dort ein, wo es mir hilfreich erscheint.

Der wohl wichtigste Teil meiner Arbeit ist der direkte Kontakt mit Patienten, was in der Praxis unterschiedlich aussehen kann. So spiele ich z.B. mit Patienten Gesellschaftsspiele, begleite diejenigen auf einen Spaziergang, die sich das allein noch nicht zutrauen oder helfe beim Ausfüllen von Therapieunterlagen. Auf Wunsch führe ich auch Einzelgespräche zu verschiedenen Themen, die sich im Laufe der Behandlung ergeben können, z. B zum Umgang mit bestimmten Symptomen. Ich arbeite dabei vor allem auf Basis meines eigenen Erfahrungswissens. Manchmal ist es aber auch einfach nur der gute alte Smalltalk, wenn sich jemand einsam fühlt oder sich ablenken möchte.

Bei bestimmten Gruppen, die auf Station angeboten werden, unterstütze ich meine Kollegen von der Pflege in der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung. Im Freizeitbereich habe ich schon eigene Gruppenangebote geleitet. Später, wenn ich mehr Erfahrung habe, möchte ich gerne Gruppen zu klassischen Ex- In-Themen wie Recovery anbieten. Gruppen und längere Einzelgespräche dokumentiere ich hinterher.

Daneben helfe ich bei täglichen Routineaufgaben, so gut ich kann. Von meinem Arbeitgeber her habe die Möglichkeit, Fortbildungen zu besuchen und regelmäßig stattfindende Treffen mit den anderen Genesungsbegleitern des Hauses.

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Frage: Welche Angebote würdet ihr euch von einem Genesungsbegleiter wünschen?

Auf meiner Arbeitsstelle habe ich die Möglichkeit, Vorschläge für eigene Angebote einzubringen und diese in Absprache nach und nach umzusetzen. Diese Gelegenheit möchte ich im Sinne der Patienten gerne nutzen und dachte mir, ich frage hier nach Inspirationen, da sich ja unter euch Blogleser*innen einige befinden, die selbst Erfahrungen mit seelischen Erkrankungen haben/ hatten oder Angehörige sind.

Ich möchte euch daher zu einem kleinen Gedankenspiel einladen:

Stellt euch vor, ihr (oder euer Angehöriger) wäret für mehrere Wochen Patient*in in einer psychiatrischen Klinik, auf einer Station mit Schwerpunkt Depression und Angststörungen. Welche Angebote würdet ihr euch in diesem Fall von einem Genesungsbegleiter wünschen? Hättet ihr z.B. gerne regelmäßig Einzelgespräche? Unterstützung bei konkreten Alltagsproblemen? Welche Themen fände ihr für eine Gruppe spannend (z. B. Vorbereitung auf die Entlassung, Skills, Recovery, Freizeitangebote …) ?

Danke für eure Unterstützung 😊

Ein kurzes Lebenszeichen

… wollte ich mal eben hier lassen.

Ich bin wieder zu Hause und fühle mich besser. Die erste Zeit zurück daheim war hart; ich hatte noch mit recht viel Symptomatik zu kämpfen. Inzwischen ist das zum Glück wieder anders. Wozu sicher auch die aktuelle berufliche Wiedereingliederung beiträgt, denn ich mag meine Arbeit als Genesungsbegleiterin und mein Team sehr.

Es könnte sein, dass es hier die nächste Zeit ruhiger bleibt im Sinne der Selbstfürsorge, denn auch positive Veränderungen brauchen ihre Zeit und Energie. Auf jeden Fall wünsche ich euch sonnige Frühlingstage und bleibt gesund!

☀️🌼🌷