Lasst uns darüber reden, dass es einem nach Beginn einer Therapie auch erst einmal schlechter als vorher gehen kann.
Das ist etwas, was ich unlängst erlebt habe. Zwar wusste ich theoretisch, dass die Möglichkeit dazu besteht, wurde von meiner Ärztin hier sogar vorgewarnt, doch dachte ich ehrlich gesagt nicht, dass es mir passieren würde. Oder wenn, dann nicht in diesem Ausmaß. “Ich mache schließlich Therapie, damit es mir besser geht, nicht schlechter!“
Tja, und dann starteten wir mit der ersten Expositionsübung. Diese klappte gut. Leider entwickelte ich danach jedoch eine Symptomverschiebung. Sprich, Zwangsgedanken aus einem anderen Themenbereich als dem exponierten flammten auf und quälten – das Wort trifft es wirklich am besten – mich knapp eine Woche lang. In Folge dessen entwickelte ich suizidale Gedanken. Sprich, es war eine sehr schwierige Zeit, die ich mit Unterstützung durch das Pflegeteam und vermehrter Bedarfsmedikation irgendwie überstanden habe.
Inzwischen geht es mir zum Glück wieder besser. Ich vermute, das liegt vor allem daran, dass ich mich seit kurzem an einer neuen Umgangsweise mit den Zwangsgedanken übe, die ich täglich so gut es geht versuche anzuwenden, und in mehr Akzeptanz. Nichtsdestotrotz finde ich es nach dieser Erfahrung wichtig auch einmal darüber zu sprechen, dass Therapie eben auch das bedeuten kann: eine kurzzeitige Verschlimmerung der Dinge. Dass Therapie zu machen eben nicht immer heißt, dass es einem sofort besser geht.
Habt ihr diese Erfahrung auch schon gemacht? Wenn ja, wie seid ihr damit umgegangen?