Manchmal werde ich melancholisch. Dann frage ich mich, wie mein Leben wohl verlaufen wäre, wenn meine Zwangserkrankung gleich diagnostiziert worden und nicht sechs Jahre unbehandelt geblieben wäre, wenn nicht sieben weitere Jahre bis zu einer adäquaten Behandlung vergangen wären.
Wäre ich heute dann gesünder, stabiler, hätte mehr Leichtigkeit in meinem Leben? Oder nichts dergleichen, weil da ja immer noch die Depression und die übermäßigen Ängste wären? Wie sähe mein Leben heute aus, wenn ich ganz gesund wäre, nicht nur ohne Zwänge, sondern auch ohne die anderen Erkrankungen?
Hätte ich meinen Masterabschluss schon in der Tasche? Stünde bereits im Arbeitsleben, hätte weniger Schulden, da keine Finanzierung einer deutlich längeren Studiendauer nötig geworden wäre? Würde ich dann weniger daran zweifeln, irgendwann eine gute Mutter werden zu können?
Aber solche Gedankenspiele sind müßig, denn sie bringen nichts außer unnötigem Schmerz.
Ich lebe … hier und jetzt. Und auch, wenn es nicht das Leben ist, das ich mir immer vorgestellt hatte, ist es doch wertvoll und birgt viel Schönes.