Die ersten Tage

Allen, die Ostern feiern, wünsche ich schöne Feiertage, allen anderen ein paar erholsame freie Tage!

Heute ist mein vierter Kliniktag und da ihr mir so viele gute Wünsche mit auf den Weg gegeben habt, dachte ich, ich revanchiere mich mit einem kleinen Bericht.

Der erste Tag verlief ganz ähnlich, wie ich es schon von meinen vorherigen beiden statiönaren Aufenthalten kenne: mit viel Aufregung und Nervosität, einem vollen Plan und zum Glück freundlichen Klinikmitarbeitern und hilfsbereiten Mitpatienten.

Als Erstes lernte ich die für mich zuständige Therapeutin kennen. Sie begrüßte mich sehr nett. Dadurch und durch ihre empathische Art, Fragen zu stellen und Feststellungen zu machen, die ziemlich ins Schwarze trafen – obwohl sie mich ja bis dato kaum kannte – schaffte sie es, dass ich mich schnell angenommen und gut aufgehoben fühlte. Ich kann mir gut vorstellen, mit ihr im Laufe der Zeit Expositionsübungen zu machen und mich auch an für mich harte andere Themen ranzutrauen. Sie möchte mit mir neben der zwangsspezifischen Therapie auch an die bisherige schematherapeutische Arbeit mit meiner ambulanten Therapeutin anknüpfen. Was ich sehr, sehr gut finde, denn die Schematherapie bringt mir viel. Wir sprachen auch kurz über meine anderen Diagnosen. Sie stellte eine davon in Frage und meinte, eine andere würde meine Probleme ihrer Ansicht nach besser erklären. Damit hatte ich dann erstmal etwas zum Grübeln … Mal schauen, was die Testdiagnostik nächste Woche dazu ergibt.

Danach ging es weiter zum EKG und Co. und dann zu den Ärzten.

Die Oberärztin verdeutlichte mir im Aufnahmegespräch, dass Zwänge immer eine Funktion im Leben des Betroffenen erfüllen würden. Es gehe dann darum herauszufinden, was diese Funktion ist und umzulernen. Denn mit den Jahren habe sich das Zwangsverhalten verselbständigt, sodass man als Zwangserkrankte(r) immer häufiger darauf zurückgreife, um z.B. Stresssituationen zu bewältigen oder unangenehme Gefühle zu verdrängen.

Ich kann mich in diesem Erklärungsansatz sehr wiederfinden (vor einigen Jahren sah das noch ganz anders aus …) und denke, ich werde damit definitiv weiterkommen auf meinem Weg Richtung gesund/gesünder werden. Auch bzw. gerade weil manche Themen, die damit zusammenhängen, mich seit Jahren belasten und ich gerne vermeide, darüber zu sprechen.

Die Ärztin schlug auch vor, den Wirkstoffspiegel meines Antidepressivums im Blut zu bestimmen. Das hat in all den Jahren noch nie ein Psychiater vorgeschlagen. Also keine Überraschung, dass ich den Vorschlag gerne annehme. Nach der körperlichen Untersuchung bei einer anderen Ärztin zog ich weiter zum Mittagessen und dann zum Kennenlerngespräch mit einem der Co-Therapeuten, der ebenfalls einen netten Eindruck machte, und bezog schließlich mein Zimmer. Obwohl ich als Kassenpatientin eigentlich in einem Zweitbettzimmer gelandet wäre, habe ich wegen Zimmermangel das Glück vorerst ein Einzelzimmer zu bekommen. Mit Badewanne sogar, yeah.

Nach einer Pause lernte ich dann noch meine Patin kennen (ein Mitpatient der eigenen Station, der/die schon länger da ist und Neuen alles Wichtige zeigt und erklärt). Ich bekam meinen Therapieplan und fiel am Abend wie ein Stein ins Bett.

Karfreitag war wegen des Feiertags therapiefrei. U.a. durch die fehlende Beschäftigung und Ablenkung, aber auch wegen meiner Aufregung und Anspannung durch die vielen fremden Menschen um mich herum, kämpfe ich im Moment vermehrt mit Angst und Zwangsgedanken. Länger allein zu sein fällt mir noch öfters schwer, denn dann kommen gerne mal Gedanken, Gefühle und Erinnerungen hoch, die ich im Alltag wegschiebe. Also, ihr seht – an Themen für die Therapie mangelt es nicht 🙄

Samstags gibt es hier bis vormittags Therapien, anders als in der Klinik, in der ich damals war. Finde ich persönlich super, denn das Wochenende ist ansonsten doch recht lang für Patienten, die nicht hier aus der Gegend kommen und deswegen nicht jedes Wochenende tagsüber nach Hause fahren oder Besuch bekommen können. Durch die Therapien konnte ich auch die ersten Kontakte zu Mitpatienten knüpfen. Seitdem fühle ich mich deutlich wohler und weniger verloren. Dazu tragen aber auch meine Freunde und meine Familie bei, die mich via WhatsApp und Telefonaten aus der Ferne unterstützen. An die von ihnen, die hier mitlesen: ein großes Danke an euch!

Ich könnte noch mehr schreiben – darüber, wie es sich anfühlt, endlich einmal von so vielen anderen Menschen mit Zwangserkrankung umgeben zu sein und dass ich mich dadurch weniger wie ein Freak fühle als sonst, über das gemeinsame Lachen oder die Schönheit der Natur hier. Darüber, dass ich laut Aufnahmegespräch aktuell keine bzw. wenn, dann nur eine leichte depressive Episode mehr habe und was das für mich bedeutet. Aber das bewahre ich mir besser für später auf und wünsche euch einfach nur noch einen schönen Ostersonntag 😉😊

Werbung

Auf in die Klinik

Morgen geht es los. Der Koffer ist gepackt, das Zugticket gekauft und alles andere so weit wie möglich geregelt. Jetzt, wo es nichts mehr zu erledigen gibt, steigt die Aufregung um so mehr … Mal schauen, wie die Nacht so wird … Morgen wird auf jeden Fall ein anstrengender Tag – erst eine längere Zugfahrt und dann drei Aufnahmegespräche (Pflege, Therapeut/in, Arzt/Ärztin) und die Standarduntersuchungen, später am Tag dann wohl das Treffen mit einem Mitpatienten, der mich als Pate begrüßen soll.

Ich werde mich zwischendurch auf jeden Fall mal hier melden, weiß aber noch nicht, wie oft das funktionieren wird, weil ich meinen Laptop zuhause bei meinem Mann lasse und auch noch nicht weiß, wie es dort so mit dem Empfang so ausschaut. Außerdem möchte ich die Zeit in der Klinik auch für eine Reduzierung meiner Onlinezeit nutzen und mich natürlich auch voll auf die Therapie konzentrieren.

Also, bis demnächst, ihr Lieben! Auf in den Kampf💪

Zusage

Heute hatte ich die Zusage der spezialisierten Klinik für einen stationären Behandlungsplatz im virtuellen Postfach.

Ich weiß nicht, warum ich vor einer Absage Angst hatte – die Diagnose F. 42.2 steht schließlich schon seit fast zehn Jahren und wurde seitdem auch mehrfach bestätigt. Trotzdem war ein Teil von mir nervös, als er die verlangten Unterlagen zur Prüfung vor einer Zusage einreichte – alte Behandlungsberichte, einen Fragebogen mit Standardfragen und auch einen persönlichen Bericht, in dem ich u.a. meine Ziele darlegen sollte, die ich gerne mit dem Aufenthalt erreichen würde. Es fühlte sich irgendwie wie eine Bewerbung oder Prüfung an. Nun habe ich also bestanden 😉

Die altbekannte gemeine innere Stimme, die mir zuflüstert, dass ich keine Berechtigung (mehr) habe, dort hinzugehen, weil es mir die letzten drei Wochen psychisch kontinuierlich gut ging, dass ich somit nur eine Schwindlerin bin, die sich nur wichtig machen will, versuche ich zu ignorieren . Hilfreicher ist da die vernünftige Seite in mir. Sie kennt dieses Auf und Ab an Symptomen schon und meint, dass es gut ist, für die Zukunft vorzusorgen und 15 Jahre Krankheitsverlauf ja wohl Rechtfertigung genug sind. Dass meine Therapeutin und mein Arzt den Aufenthalt nicht befürworten würden, wenn kein Grund dafür bestünde. Hach ja, ich liebe diese inneren Monologe.

An dieser Stelle eine Frage:

Wer von euch hat Erfahrungen mit einer psychosomatischen Klinik und würde mir ein bisschen darüber erzählen, worin der Unterschied zu einer psychiatrischen liegt? Ich habe bis dato nur Erfahrungen mit letztgenannter Art. Was Psychosomatik im Allgemeinen ist, weiß ich, aber ich frage mich halt, worin dann genau Unterschiede in der Behandlung liegen können🤔