Und auf einmal ist der Februar schon fast herum, während meine innere Uhr auf Anfang Januar stehen geblieben ist, zu jenem Zeitpunkt, bevor die neue depressive Episode über mich hereinbrach wie ein Gewitter über einen warmen Sommerabend.
Wenn ich genauer hinschaue, wird allerdings deutlich, dass diese Depression sich gar nicht so plötzlich angebahnt hat, sondern es im Vorfeld einige Frühwarnzeichen gab. Nur leider habe ich sie nicht als solche erkannt oder sie auf andere Umstände zurückgeführt. Die kurze Phase im November, als ich gespürt habe, dass gerade etwas absolut nicht in Ordnung ist, haben rückblickend weder meine Behandler noch ich ernst genug genommen.
Erschöpfung tagsüber, Muskel- und Gelenkschmerzen? – Das kommt bestimmt noch von dem Infekt, den ich hatte und der sich so hingezogen hat.
Das Bedürfnis, Verabredungen mit Freunden abzusagen oder früher nach Hause zu gehen? – Liegt sicher an der Vorweihnachtszeit und dem Stress wegen x/y/z.
Keine Freude mehr auf ein Ereignis, auf das ich monatelang hingearbeitet habe? – Schulterzucken.
Im Nachhinein hat es mich ein wenig erschrocken, wie gut ich mich anscheinend selbst an der Nase herumführen bzw. mir Dinge schönreden oder verdrängen kann, die nicht zu meinen Konzept davon passen, wie die Dinge zu laufen haben. Bei mehreren depressiven Episoden in der Vergangenheit sollte man eigentlich davon ausgehen, dass frau ihren Körper und ihre Psyche gut genug kennt, um einen Rückfall rechtzeitig zu erkennen … Oder eben auch nicht.
Fairerweise muss ich aber dazu sagen, dass diese Depression nicht alleine kam, sondern sich über Wochen im Vorfeld schon Zwangsgedanken eingeschlichen hatten – zu anderen, neuen Themen als meinen gewohnten und die ich darum länger nicht als solche erkannt habe. (Meine Therapeutin nannte das Symptomverschiebungen). Erst im Nachhinein, nachdem der Stationsarzt und ich in der Klinik den Symptomfragebogen gemeinsam durchgingen, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Wie dem auch sei, nun kann ich es nicht mehr ändern und nur noch darauf achten, beim nächsten Mal achtsamer mit mir umzugehen und im Alltag mehr auf meinen Körper und meine Seele zu hören.