… bzw. habe ich sie eigentlich schon länger, nur habe ich das Thema in der Vergangenheit gerne verdrängt. Vor ein paar Jahren gab es hier auch schon einmal einen Blogpost dazu, den ich dann aus Scham aber wieder gelöscht habe. Denn ja, ich schäme mich für diese Diagnose. Auch wenn mir bewusst ist, dass Diagnosen nichts real Existierendes sind, sondern nur Hilfskonstrukte, um bestimmte Phänomene besser beschreiben zu können. Ich weiß auch, dass ich so viel mehr bin als eine Diagnose und ich mich nicht darüber definieren sollte.
Und trotzdem hat es etwas mit mir gemacht, als das Gespräch in der letzten Therapiestunde auf das Thema Persönlichkeitsstörungen kam und ich das als Anlass nahm, um meine Therapeutin zu fragen, ob ich ihrer Einschätzung nach nur eine Persönlichkeitsakzentuierung (d.h. nicht so starke Ausprägung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale) oder eine Persönlichkeitsstörung habe. Ihre Meinung war dann, dass man von der Ausprägung her bei mir von einer Persönlichkeitsstörung sprechen kann, und zwar der dependenten Persönlichkeitsstörung.
„Uh, dependent, das bedeutet abhängig und abhängig bedeutet, dass du du schwach bist!,“ meldet sich mein fieser innerer Kritiker zu Wort. „Was an dir ist eigentlich noch normal?!“
Vielleicht versteht ihr jetzt, wieso ich mich so sehr für diese Erkrankung schäme. Mein innerer Kritiker setzt sie nämlich automatisch mit schwach Sein gleich, damit, keine eigene Persönlichkeit zu haben, sich nicht durchsetzen zu können und sich abhängig von anderen zu machen. Und mein inneres Kind hat Angst, dafür von anderen verurteilt zu werden, davor, dass man mich nicht mehr für voll nimmt.
Aber ich möchte lernen, anders damit umzugehen. Mich nicht mehr dafür zu schämen oder das Thema tot zu schweigen. Deswegen ist es meine erste Challenge, diesen Post jetzt zu veröffentlichen und hinterher nicht wieder zu löschen. Und vielleicht werde ich in Zukunft noch mehr darüber schreiben, falls euch das Thema interessiert?