Wenn ich zu einem Termin gehe, der mit schwierigen Gefühlen verbunden ist, trage ich gerne einen Glücksbringer bei mir.
Wobei Glücksbringer eigentlich nicht das passende Wort ist. Ich glaube nämlich nicht, dass dieser Gegenstand mir Glück bringt. Vielmehr soll er mich an Eines erinnern: dass ich geliebt wurde bzw. werde. Klingt kitschig – aber der Gedanke daran gibt mir Kraft und Mut. Zum Beispiel, wenn ich mich meiner Angst bei einer mündlichen Prüfung stellen muss, ein Vorstellungsgespräch für meinen Wunschjob habe, oder wie diese Woche eine Therapieübung ansteht, die mich emotional aufwühlt.
Dann habe ich das Gefühl, von meinen Lieben beschützt und begleitet zu werden. Ähnlich wie Harry Potter im letzten Band, als er den Stein der Auferstehung benutzt und umgeben von den Geistern seiner Eltern und Vertrauten zur finalen Schlacht gegen Voldemort zieht.
Am liebsten nehme ich in solchen Momenten ein Erinnerungsstück an meine Oma mit: den Ring, den ich von ihr geerbt habe, manchmal auch das Armband, das sie mir während meiner Grundschulzeit geschenkt hat. Die Stabilisierungsübung vom sicheren Ort funktioniert bei mir nie so gut wie das Tragen dieser „Glücksbringer“ oder Gedanken an meine Großmutter. Die bedingungslose Liebe, die ich von meiner Oma erfahren habe, ist eine der wertvollsten Erinnerungen in meinem Leben und heute noch eine Kraftquelle für mich.