Update und ein Abschied?

Und schon sind die ersten zwei Monate des Jahres (fast) herum.

Ich kann viele schöne Dinge berichten: Ich habe die Probezeit im neuen Job geschafft und habe weiterhin Spaß an der Arbeit, auch wenn es immer noch phasenweise stressig ist, bin gerade am Umziehen und plane, wie ich mich beruflich am besten in dem Themenbereich qualifizieren kann, der mich am meisten interessiert. Ich genieße die Zeit mit meinem Partner, habe einen Sprachkurs angefangen und mache wiederholt die Erfahrung, dass ich Dinge schaffe, die ich mir selbst nicht zugetraut hätte.

Mit ROCD und magischem Denken habe ich in puncto Zwänge noch zu kämpfen, aber was die Depression und die Ängste angeht, bin ich auf einem deutlich besseren Level als vorher. Das ist wundervoll.

Ehrlich gesagt überlege ich, angesichts der ganzen Veränderungen in meinem Leben auch hier auf dem Blog einen Schlussstrich zu ziehen. Nicht, weil ich den Austausch mit euch nicht mehr schätzen würde oder mich als geheilt ansähe (das bin ich nicht). Sondern einfach, weil ich diesen Blog emotional mit einer langen, schwierigen Phase meines Lebens verbinde, die ich nun hoffe, hinter mir gelassen zu haben. Ich sehne mich nach einem Neubeginn, sowohl privat als auch, was das Schreiben angeht. Nach frischem Wind und mehr Abstand zur Schwere der Depression, die mich so lange begleitet hat und zum Thema psychische Krankheiten. Da ich aber immer noch gerne schreibe und euch über die Jahre ins Herz geschlossen habe, überlege ich, einen neuen Blog zu starten, auf dem es vor allem um andere Themen geben soll, und diesen Blog hier still zu legen. Noch bin ich mir unschlüssig, aber wenn mich entschieden habe, wie es weitergeht, werde ich euch hier bescheid geben und allen, die daran Interesse hätten, die Adresse des neuen Blogs zukommen lassen 😊

Werbung

Weitere Arten von Zwangsgedanken

Es gibt viele verschiedene Arten von Zwangsgedanken. In der Vergangenheit habe ich euch hier auf dem Blog schon ein paar davon vorgestellt, z.B. aggressive und existentielle Zwangsgedanken. Heute möchte ich euch ein paar weitere Subtypen vorstellen, die ich hatte bzw. immer noch habe. Dazu ist anzumerken, dass Themenwechsel bei Zwangserkrankten eher die Regel als die Ausnahme sind. Sprich es ist nicht ungewöhnlich, wenn sich die Zwangsinhalte mit der Zeit verlagern.

Suicidal OCD

Suicidal OCD bezeichnet Zwangsgedanken, die sich um die Angst drehen, man könnte sich selbst das Leben nehmen. Der Unterschied zu Suizidgedanken liegt darin, dass Menschen mit suicidal OCD eben nicht lebensmüde bzw. suizidal sind, sondern sich vielmehr davor fürchten, sie könnten sich suizidieren, obwohl sie das eigentlich nicht möchten.

Diese Form der Zwangsgedanken begleitet mich seit geraumer Zeit und ploppt immer mal wieder auf. Als ich letztes Jahr in Freiburg auf der Fachstation für Zwangsstörungen war, haben wir dazu Expositionen gemacht. Ich habe während der Expo ein Medikament, von dem ich wusste, dass es in Überdosierung tödlich ist, in die Hand genommen und die Pflege hat mich dann damit allein gelassen. Meine Aufgabe war es dann, die aufkommende Anspannung auszuhalten und nicht aus der Situation zu gehen.

Somatic OCD

Bei dieser Form von Zwangsgedanken ist man sich bestimmter Körperfunktionen sehr bewusst und kann sich nicht bzw. nur schwer auf etwas Anderes fokussieren. Das können z.B. das Atmen sein oder das Schlucken, Blinzeln, Bewegungen, das Sprechen oder der Herzschlag.

Dieses Zwangsthema hat mich vor einigen Jahren intensiv begleitet. So hatte ich z.B. lange Zeit eine zwanghafte Fokussierung aufs Blinzeln und auf das Sprechen. Beides war sehr unangenehm. Heute habe ich damit zum Glück kaum noch Probleme.

Beleidigende Zwangsgedanken

Dieses Thema begleitet mich aktuell. Dabei schießen mir beleidigende Gedanken zu Menschen, die ich mag und manchmal auch zu mir unbekannten Personen durch den Kopf. Ich halte mich dann für eine schlechte Freundin und einen schlechten Menschen in Folge dieser Zwangsgedanken.

ROCD (Relationship-OCD)

Bei diesem Subtyp der Zwangsstörung haben Betroffene zwanghaft Zweifel an ihrer Partnerschaft. Ein Zwangsgedanke könnte z.B. die Befürchtung sein, den Partner nicht mehr zu lieben oder ihn zu betrügen, obwohl man das gar nicht will. Der Unterschied zu „normalen“ Beziehungsproblemen bzw. Zweifeln besteht im Ausmaß der Gedanken und im Leidensdruck, den diese erzeugen. So können Menschen mit ROCD z.B. eigentlich wissen, dass sie ihren Partner lieben, doch der Zwang zwingt sie dazu, dies immer wieder zu hinterfragen.

Dieses Zwangsthema hat mich bisher in fast jeder Partnerschaft, die ich hatte, begleitet und hat zu Schuldgefühlen und Selbstzweifeln geführt.

Welche Arten von Zwangsgedanken kennt ihr noch von euch oder anderen?