Habe ich meine depressiven Episoden in der Vergangenheit noch gezählt, habe ich mich nun bewusst dafür entschieden, das in Zukunft nicht mehr zu tun.
(Kurze Erklärung dazu: Das Zählen ist möglich, da ich zwischen den Episoden glücklicherweise mehr oder weniger depressionsfreie Intervalle habe.)
Okay, um ehrlich zu sein: In meinem Kopf geistert der aktuelle Stand immer noch herum. Der Gedanke daran lässt sich aber genauso wenig unterbinden wie Zwangsgedanken, wie treue Blogleser wissen (Stichwort: rosa Elefant).
Aber, wenn Vergessen nicht möglich ist, kann ich mich doch zumindest dafür entscheiden, mir von einer Zahl keine Angst mehr machen zu lassen in Hinblick auf meine Zukunft/Prognose – oder mich ihretwegen zu schämen. Ob ich seit Erkrankungsbeginn zwei depressive Episoden hatte, fünf oder zehn – ich kann es nicht mehr ändern. Und auch nicht mein Wissen darüber ausradieren, was die Behandlungsleitlinien und Co. zur Rezidiv-Wahrscheinlichkeit bei Verläufen wie meinem sagen. Was ich aber sehr wohl ändern kann: die Art, wie ich damit umgehe.
Und statt wie mich wie bisher vor mir selbst oder anderen zu schämen dafür, wie oft die Depression mich in den letzten Jahren beehrt hat, oder in Sorgen darüber zu versinken, wie lang mein depressionsfreies Intervall wohl dieses Mal anhalten mag, möchte ich jetzt in Zukunft einfach eins: Leben. Heißt, genießen, wenn es mir gut geht, solange wie es mir gut geht.
Ich möchte mich nicht mehr schämen für eine Erkrankung, die ich mir nicht ausgesucht habe und auch nicht für ihren Verlauf. Und, auch wenn ich es selbst gar nicht mag, wenn Behandler*Innen mir in sehr depressiven Phasen mit diesem Satz kommen: Im Vergleich zu früher ist es tatsächlich deutlich besser geworden, was die Dauer der einzelnen Episoden und meinen Umgang damit angeht.
Das finde ich gut. Sowohl das es dir besser geht, als auch das du dich nicht von der Depresion unterkriegen lassen willst. Das du ihr nicht mehr so viel Bedeutung zumisst, ist ein Schritt in die richtige Richtung, meine ich. Alles Gute
Christoph
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Herzlichen Dank und: Alles Gute auch für dich! Ja, ich versuche, meinen Fokus weiterhin mehr auf das Positive, das ja trotz allem da ist, zu legen …
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Du kannst nie wissen, was wann kommt. Mit der Pandemie als zusätzlichen Stressfaktor hat auch niemand gerechnet. Interessant ist die Scham. Wo kommt die her und was will sie erreichen. Brauchst Du sie überhaupt? Ich weiß, sie kann sehr hartnäckig sein. Liebe Grüße und viele gute Wünsche für diese Woche! Regine
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Oh ja, die Unsicherheit der Zukunft, auch jenseits von Corona … Damit tue ich mich als Sicherheitsmensch
generell schwer und übe mich noch in mehr Geduld und Zuversicht 🌸
Die Scham ist tatsächlich etwas Altes, Erziehungsbedingtes … Rein vom Verstand wer weiß ich, dass sie nicht angemessen oder hilfreich ist, aber emotional –
Herzliche Grüße !
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Ich weiß genau, wovon Du sprichst! Alles Liebe💟! Regine
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